Architektur

Ein Gutshaus aus dem Barock – direkt am Weg des modernen, mobilen Menschen: Cantzheim liegt zwischen Weinberg und Wasserstraße, zwischen Bahntrasse und Autostraße, an Rad- und Wanderwegen. Hier machen seit über 250 Jahren Menschen Station: 1740 wurde das Gutshaus für das Weingut des Prämonstratenserklosters Wadgassen errichtet und später vom Priesterseminar Trier übernommen. Seit 2007 ist es in privatem Besitz, seit 2017 öffnet es sich allen Menschen: Als Gästehaus, Veranstaltungsort und Vinothek des Weinguts Cantzheim in Kanzem bei Trier.

In über fünfjähriger Arbeit legten Georg F. Thoma und das international renommierte Schweizer Architekturbüro Max Dudler das ehemalige Gutshaus frei von späteren Anbauten und richteten es in seinem ursprünglichen, schlichten Schönheit wieder her. Die innere und äußere Struktur des Hauses wurde dabei vollständig erhalten. Die Räume wurden technisch auf modernsten Stand gebracht und ihrer neuen Nutzung entsprechend ausgestattet: Eine gewerbliche Küche versorgt zwei Speiseräume: das Kaminzimmer in der ehemaligen Kelterhalle und den Frühstücksraum an der Ostseite. Der historische Gewölbekeller unter dem Hochparterre wurde geöffnet und als Veranstaltungsraum baulich neu definiert. Im Obergeschoss und im ausgebauten Dachgeschoss wurden zwei Gästezimmer, eine Ferienwohnung und eine separat zugängliche Privatwohnung eingerichtet. Getrennt sind Gäste- und Privatbereich durch einen besonderen Ort: Die frühere Kapelle des Hauses blieb in ihrem Charakter völlig unangetastet. Der gewölbte Raum wird über historische Lichtschächte senkrecht beleuchtet – bis heute erinnert die sakral anmutende Atmosphäre an die frühere Nutzung.

Ergänzt wird das Gutshaus durch zwei seitlich hinzugefügte Neubauten, deren Bauweise die Farben und Strukturen der umgebenden Landschaft aufnimmt und interpretiert: An seiner Ostseite wird Cantzheim visuell abgeschlossen durch die komplett aus Stampfbeton errichtete, zweigeschossige Remise, in der zwei Gästezimmer Platz finden. In den sichtbar gebliebenen, handwerklich gearbeiteten Stampfschichten des Betons spiegeln sich die erdfarbenen Töne der umgebenden Weinbergshügel wieder, in die Cantzheim eingebettet liegt.
Die im Westen neu errichtete Orangerie aus Stahl und Glas weist auf die im Weinbau allgegenwärtige Verbindung von Natur und Kultur hin: Die Wände sind zu großen Glaselementen aufgelöst und führen die senkrechten Linien der Rebstöcke architektonisch fort. Der Charakter eines Gewächshauses mitten im Weinberg ist gewollt – die Orangerie dient als lichtdurchfluteter Kultur- und Veranstaltungsort, der keine Trennung zwischen innen und außen kennt.